Warum du keinen Schottergarten anlegen solltest!

Veröffentlicht am 4. Februar 2023 um 14:00
Gärten, in dene der Boden mit Schotter- oder Kiessteinen bedeckt ist, und die nur mit Koniferen, Buchs oder anderen immergrünen Pflanzen bepflanzt sind, bieten keinen Rückzugsort, Lebensraum oder Nahrungsquelle für Tiere. Sie sind nicht zu empfehlen. (Fot

In einem meiner ersten Blogbeiträge der Kategorie PflanzGut, in dem ich mich und meine Leidenschaft für das Gartendesign naturnaher Anlagen vorstelle, habe ich darüber geschrieben, dass viele Gärten während meiner Kindheit sehr unnatürlich daher kamen. Die Blühpflanzen waren umgeben von nackter Erde und kurzgeschorenem Rasen — insgesamt eine sehr arbeitsintensive Gartenarbeit. Der Negativ-Trend Schottergarten geht noch einen Schritt weiter.

 

Negativ-Trend Schottergarten

Es ist ein Negativ-Trend geworden, Flächen um ein Haus herum mit Schotter statt Pflanzen zu gestalten. Das sieht "sauber" aus und muss kaum gepflegt werden. Dafür kosten die Lastwagenladungen Steine eine Stange Geld und biologisch gesehen ist ein solcher "Garten" tot. Er bietet Tieren und Pflanzen kaum Nahrung und Lebensraum. Muss ein Garten "sauber" aussehen? Ich finde, nicht.

 

Und ich empfinde eine monotone Schotterfläche auch nicht als ästhetisch. Sie zeigt wenig jahreszeitliche Aspekte oder Veränderungen. Es gibt dort keine Farben, keine duftenden Blüten, geschweige denn Früchte zum Naschen — weder für uns Menschen, noch für Tiere. Und gerade die sind es, die unsere Gärten lebendig machen.

 

In der Straße, in der ich wohne, gibt es einen solchen Schottergarten: Dunkelgraue Granitsteine bedeckt den gesamten Vorgarten, dazwischen führt ein gerader, grau gepflasterter Weg zur Haustüre und ganz vereinzelt sitzen im "Beet" immergrüne Koniferen und Buchskugeln. Nur ein japanischer Ahorn mit rot-geschlitzten Blättern lockert das Bild auf. Das war's. Dort bewegt sich kein Lebewesen gerne. Und zu allem Überfluss speichert die Steinfläche sommerliche Hitze noch zusätzlich und heizt die Umgebungsluft auf. Die sehr hohen Temperaturen "grillen" die spärliche Bepflanzung, die kaum vor dem Vertrocknen zu retten ist.

 

Eine solche Fläche sauber zu halten und die Trennung der Flächen einzuhalten ist sehr aufwendig. Ein Schachbrettmuster lässt sich beispielsweise auch mit Bodendeckerpflanzen, zum Beispiel Thymian, umsetzen.

Eine solche Fläche sauber zu halten und die Trennung der Flächen einzuhalten ist sehr aufwendig. Ein Schachbrettmuster lässt sich beispielsweise auch mit Bodendeckerpflanzen, zum Beispiel Thymian, umsetzen. (Foto: mrsiraphol/Freepik)

 

Ein Schottergarten ist teuer und energieaufwendig

Schon die Anlage eines "toten" Schottergartens ist oft kostenintensiver als zuvor angenommen. Der Kies und eventuell darunter liegenden Folien oder Vliese sind teuer in der Anschaffung. Hinzu kommt ein enormer Aufwand bei der Anlage und die nötige regelmäßige Reinigung da die Steine mit der Zeit Moos ansetzen, das die Fläche dann eben doch nicht "sauber" aussehen lässt. Vermutlich kommen energieaufwändige und laute Reinigungstechniken wie Laubbläser und Hochdruckreiniger zum Einsatz und nach wenigen Jahren muss die Anlage erneuert werden, um "sauber" zu bleiben.

 

Das Argument, es fehlen Gestaltungsideen, lasse ich nicht gelten. Es gibt sehr viele Anregungen in Foren und Blogs im Internet, in Gartenzeitschriften und -büchern oder bei Gartendesignern und Landschaftsbauern, wie man einen Garten pflegeleicht und kostengünstig gestalten kann, so dass sich Mensch, Tier und Pflanze darin wohlfühlen. Wende dich bei Bedarf gerne an mich, dann finden wir gemeinsam Lösungen.

 

Wie ist die rechtliche Lage?

In Bayern, wo ich wohne, haben übrigens seit 2021 Städte und Gemeinden die rechtliche Möglichkeit, solche modernen Steingärten zu verbieten. Sie dürfen damit zum Beispiel die Bepflanzung der unbebauten Flächen bebauter Grundstücke regeln. Wer allerdings zum Zeitpunkt, indem eine Veraltung ein Verbot von Schottergärten ausspricht, bereits einen solchen angelegt hat, kann sich auf einen Bestandsschutz berufen. In Nordrhein-Westfalen gibt es in Dortmund und Paderborn schon seit 2019 ein Verbot von Schottergärten. Im Juli 2020 hat Baden-Württemberg Schottergärten auf Privatgrundstücken verboten und sogar eine Rückbaupflicht festgeschrieben. In Bremen wird das Anlegen von Schottergärten mit Bußgeldern geahndet. Wer in Hamburg seinen Schottergarten nicht zurück gebaut, zahlt ebenfalls.

 

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Vorgarten mit Steinen, zum Beispiel Kies und einer Pflanzenvielfalt zu gestalten. Das schont den Geldbeutel und ist nicht sonderlich arbeitsintensiv.

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Vorgarten mit Steinen, zum Beispiel Kies und einer Pflanzenvielfalt zu gestalten. Das schont den Geldbeutel und ist nicht sonderlich arbeitsintensiv. (Foto: Ben Ashbey/Unsplash)

 

Nicht verwechseln: Artenvielfalt im Präriebeet

Übrigens: Ein monotones und "totes" Schotterbeet ist nicht zu verwechseln mit einem professionell angelegten Präriebeet. Es ist der Natur nachempfunden: In den Bergen gehen Pflanzen und Steine unter kargen Bedingungen eine prächtige Zweckgemeinschaft ein. Faszinierend ist dabei nicht nur die Kombination des steinigen Lebensraums und der üppigen Vielfalt der Pflanzen, sondern auch, dass solche Beete — einmal angewachsen — ohne Gießen und Nährstoffzugabe zurechtkommen. Dort gedeihen lichthungrige, hitze- und trockenheitsverträgliche Arten, die wenig Nährstoffe brauchen.

 


Kurz erklärt: Präriebeet anlegen

Um den Boden im Präriebeet durchlässig und mager zu machen, wird Splitt als Mulchschicht ausgebracht. Auf das Präriebeet wird etwa acht bis zehn Zentimeter Gesteinsmaterial (Körnung: etwa acht bis zehn Millimeter) verteilt. Die Steine dämmen Verdunstung ein und halten Feuchtigkeit im Boden. Trockenheitsliebende Präriestauden wie Blauraute (Perovskia), Fackellilie (Kniphofia), Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) Spornblume (Centranthus ruber) oder Duftnessel (Agastache foeniculumentfalten sich gerne in einem Kiesbeet.

 

Ein Präriegarten ist dem kargen und trockenen Boden der Prärie angepasst. Eine Mulchschicht aus Gesteinsmaterial dämmt die Verdunstung ein und hält die Feuchtigkeit im Boden.

Ein Präriegarten ist dem kargen und trockenen Boden der Prärie angepasst. Eine Mulchschicht aus Gesteinsmaterial dämmt die Verdunstung ein und hält die Feuchtigkeit im Boden. (Foto: Cindy Yuris/Unsplash)

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