Gartengestaltung: Spiel mit Formen & Farben

Veröffentlicht am 19. Dezember 2022 um 19:45
Symmetrie schafft Harmonie, so wie in diesem Garten, in dem Birkenstämmchen in Reihen angeordnet sind. Zwei gelbe Stühle stehen in der Mitte des Arrangements. (Foto: Ries Bosch/Unsplash)

Die Kunst, einen Garten zu gestalten hat Tradition. Seit Jahrhunderten hat die Ästhetik bei der Anlage eines Gartens einen sehr hohen Stellenwert. Insbesondere Formen und Farben prägen das Erscheinungsbild einer Gartenanlage. Die Grundlagen der Gestaltung mit runden und eckigen Formen, mit Komplementärfarben und Schattierungen zeige ich dir hier.

 

Stile und Modeströmungen bestimmen die Gartengestaltung ebenso wie Standortbedingungen. Und vor allem die gärtnerischen und gestalterischen Fähigkeiten eines Menschen, seine finanziellen Mittel, Erfahrungen und Vorstellungsvermögen legen das Aussehen eines Gartens maßgeblich fest. In Gartenbüchern, Zeitschriften, im Internet und den sozialen Medien, beim Besuch von Familie und Freunden, Gartenmessen und -anlagen, und nicht zuletzt beim Blick über den Gartenzaun in das Grundstück der Nachbarn erhältst du eine Vielzahl an Ideen für die Gestaltung des eigenen Stückchens Grün.

 

Wenn das Design gefällt

Wer einen Garten neu anlegt, dem stellen sich viele Fragen und der hat viele Entscheidungen zu treffen. Allen voran: Welche Funktionen soll mein Garten erfüllen. Wird mein Garten ein Aufenthaltsort zum Wohlfühlen für die ganze Familie?  Möchte ich Obst und Gemüse anbauen, um mich selbst zu versorgen? Will ich in meinem Garten möglichst wenig arbeiten und möglichst viel entspannen? Wie du am besten vorgehst, erkläre ich dir in einem späteren Beitrag.

 

Doch selbst wenn du alle deine Wünsche in deinem Garten verwirklicht hast, wirst du dich dort nicht wohlfühlen, wenn das Design nicht stimmt. Das kann daran liegen, dass Proportionen und die einzelnen Bereiche deines Gartens nicht aufeinander abgestimmt sind, dass Pflanzungen nicht passend aufgebaut sind, dass die Materialien nicht geeignet sind usw.

 

Wer die Geheimnisse guten Designs kennt,
der macht aus einem austauschbar und langweilig wirkenden Garten,
in dem man sich nicht wohl fühlt,
ein individuell und wunderschön angelegtes Paradies.

 

Eine durchgängige Achse, etwa eine Allee, verlängert einen Garten oder einen Bereich des Gartens optisch.

Eine durchgängige Achse, etwa eine Allee, verlängert einen Garten oder einen Bereich des Gartens optisch. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Formen im Garten

Für einen kleinen Garten sollte man eine dominierende Grundform wählen. Wenn du entscheidest, ob in deinem Garten in erster Linie Quadrate, Rechtecke oder Kreise dominieren sollen, musst du auch umliegende Gebäude und Grenzen in deine Überlegungen einbeziehen. Gleiches gilt für die Anlage eines größeren Gartens, der in verschiedene Bereiche gegliedert wird. Die verschiedenen Bereiche wiederum werden miteinander verbunden.

  • Rechteckige Formen: Sie gliedern den Garten klar in seine Bereiche. Die Struktur rechteckiger Formen stellt Sichtbezüge her und betont eine Richtung. Eine durchgängige Achse verlängert einen Garten oder einen Gartenbereich optisch. Ist die Ausrichtung linear, sollten die Formen der Pflanzungen klar sein und sich wiederholen, etwa in einer Allee. Eine diagonale Sichtachse hingegen wirkt lebendig. Versetzte Rechtecke führen den Blick zur Seite und verbreiten ein Grundstück optisch.
  • Runde Formen: Kreise und Ovale vereinen Gartenelemente angenehm. Doch der Pflege- und Gestaltungsaufwand für die dadurch entstehenden spitz zulaufenden Kreuzungspunkte ist nicht zu unterschätzen. Ovale geben immer eine Richtung vor. Beim Kreis sollte man immer auf Symmetrie setzen, um eine harmonische Gestaltung zu erzielen, etwa indem man einen Weg durch die Mitte eines Kreises führt oder ein gestalterisches Objekt in einer Kreismitte platziert.
    Mehrere Kreise, die sich überlappen, kann man so anordnen, dass eine Diagonale durch alle Kreismitten führt. Spannender und aufgelockert wird die Gartengestaltung, wenn eine C-Kurve die überlappenden Kreise verbindet. Die asymmetrische Gestaltung lädt zum Erkunden der verschiedenen Bereiche ein.

 

Nicht zuletzt Pflanzen sind ausdrucksstark und bestimmen durch ihre Formen das Erscheinungsbild eines Gartens.

Nicht zuletzt Pflanzen sind ausdrucksstark und bestimmen durch ihre Formen das Erscheinungsbild eines Gartens. (Foto: Dorothea Fischer)

Raumwahrnehmung im Garten

Durch Bäume, Sträucher, Bambus, Gräser oder andere hohe Pflanzen oder begrünte Wände erhält der Garten eine zusätzliche Dimension, nämlich die Vertikale. So kann durch eine dichte Hecke oder andere Bepflanzung eine Art Kokon entstehen, in der man sich geborgen und wohl fühlt. Eine lockere Gartenbepflanzung mit "Gucklöchern" vermittelt Weite. Grundsätzlich gilt, dass sichtbare Grenzen wie Zäune oder formal geschnittene Hecken einen Garten optisch schrumpfen lassen. Ein scheinbar nahtloser Übergang in die Weite einer Landschaft hingegen lässt einen Garten größer erscheinen.

 

Sichtbare Grenzen eines Gartens, zum Beispiel Zäune oder formal geschnittene Hecken, lassen den Garten optisch schrumpfen. Ein scheinbar nahtloser Übergang in die Umgebung lässt einen Garten größer erscheinen.

Sichtbare Grenzen eines Gartens, zum Beispiel Zäune oder formal geschnittene Hecken, lassen den Garten optisch schrumpfen. Ein scheinbar nahtloser Übergang in die Umgebung lässt einen Garten größer erscheinen. (Foto: Annie Spratt/Unsplash)

 

Im Folgenden möchte ich eine Auswahl an raumwirkenden Varianten vorstellen:

  • Offen: Ein schmales Gartengrundstück zwischen hohen Pflanzen oder Einfriedungen wirkt sehr eng. Platziert man davor niedrige Stauden oder Gehölze oder sogar offene Rasen- oder Pflasterflächen, wirkt der Gartenraum weiter und lichtdurchflutet.
  • Verschlossen: Wird ein schmaler Garten hingegen mit einer höhengestaffelten Vegetation dicht bepflanzt, wirkt er dunkel und verschlossen. Was sich hinter den hohen Pflanzen verbirgt, ist nicht einsehbar. Auch Zäune und Mauern, Raumteiler oder Dächer verschiedener Art (z.B. Baumkrone, Pergola oder Sonnensegel) beeinflussen die Wahrnehmung und geben einem Garten Struktur.
  • Ausgewogen: Erhält ein schmales Gartengrundstück auf der einen Seite eine dicht gestaltete, etagenartig abgestufte Bepflanzung, und sitzen auf der gegenüberliegenden Seite niedrig wachsende Pflanzen, die Licht in den Gartenbereich lassen, wirkt das auf den Betrachter ausgewogen.
  • Ebenen: Ein Garten mit verschiedenen Ebenen bringt zusätzliche Spannungen und wirkt optisch interessant. Besonders Gärten, die an einem Hang liegen, kann man so sinnvoll gestalten und den vorhandenen maximal Raum ausnutzen. Verschiedene Elemente wie Terrassen, Bereiche mit Gefälle oder Treppen erschließen die verschiedenen Höhen. 

 

Farben gehören zu den wichtigsten Stilmitteln in der Gartengestaltung.

Farben gehören zu den wichtigsten Stilmitteln in der Gartengestaltung. (Foto: Jannet Serhan/Unsplash)

 

Farben bestimmen das Erscheinungsbild

Die Farben in einem Garten sind mit die wichtigsten Stilmittel im Gartendesign. Sie beeinflussen, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und erzeugen Stimmungen. Die Wirkung von Farben und deren Beziehungen zueinander lässt sich leicht mit Hilfe eines Farbkreises verstehen. Farben im Garten zeigen sich vor allem in Pflanzenkombinationen, aber auch in der gewählten Farbe des Baumaterials.

 

Erdige Töne wie naturbelassenes Holz, Sand oder gerosteter Stahl passen gut zur naturnahen Gartengestaltung. Blüht im Garten gerade nichts, können künstlich geschaffene Elemente wie ein Gartenhaus, eine Mauer, ein Weg aus Mosaiksteinen oder Skulpturen trotzdem Farbe einen Garten bringen. Kräftige, helle Farben wirken energiegeladen und optimistisch. Entscheidend für die Wirkung einer Pflanzfläche bzw. eines Gartens ist die Kombination verschiedener Farben und Farbtöne. Je nachdem, welche Effekte erzielt werden sollen, werden Kontraste oder Harmonien verwendet. 

 


Kurz erklärt: Farbenlehre

Rot, Blau und Gelb werden als Primärfarben bezeichnet. Je nachdem in welchem Verhältnis man sie mischt, kann man alle anderen Farben des Farbkreises (Spektrum) herstellen. In Kombination mit Schwarz oder Weiß können hellere oder dunklere Abstufungen einer Farbe erzeugt werden. Zwei benachbarte Primärfarben des Farbkreises ergeben miteinander gemischt eine Sekundärfarbe. So wird aus Rot und Blau ein Lilaton, aus Blau und Gelb wird Grün, aus Rot und Gelb wird Orange. Mischt man benachbarte Primär- und Sekundärfarben in verschiedenen Mengenanteilen, entstehen Tertiärfarben, die das Farbspektrum komplettieren.

 

So werden Farben kombiniert:

  • Komplementärfarben: Die Farben, die sich im Farbkreis gegenüber liegen, nennt man Komplementärfarben (Gegenfarben). Sie unterstreichen sich in ihrer Wirkung gegenseitig. Der starke Kontrast bringt Spannung und wirkt schnell anstrengend. Er sollte deshalb nur sparsam eingesetzt werden. Komplementärfarben sind beispielsweise Gelb und Lila, Grün und Rot, Orange und Hellblau.
  • Verwandte Farben: Farben, die im Farbkreis nebeneinander liegen, nennt man verwandte Farben. Wir nehmen eine solche Kombination als angenehm und wohltuend wahr, weil ihre Farbanteile stufenlos ineinander fließen. In der Farbplanung wählt man eine dominierende Farbe, die von Mischfarben unterstützt wird. Je nach Farbanteil entsteht so eine kühle oder warme Stimmung. Verwandte Farben sind zum Beispiel Lila, Dunkelblau und Weinrot.
  • Dreiklang: Farben und Farbtöne, die im Farbkreis im gleichmäßigen Abstand voneinander entfernt sind, bilden einen lebendigen Farbdreiklang. Das könnten zum Beispiel Grün, Orange und Lila sein, oder die Primärfarben Gelb, Blau und Rot.
In diesem Farbkreis aus Holzstiften sind neben den Primärfarben auch die Mischfarben dargestellt.

In diesem Farbkreis sind neben den Primärfarben auch die Mischfarben dargestellt. (Foto: Dorothea Fischer)


 

Eigenschaften von Farben und Farbtönungen

Als Faustregel gilt: Je reiner oder gesättigter eine Farbe ist, desto intensiver wirkt sie. Mischfarben wirken immer gedämpft. Schwarz- und Grautöne findet man in der Natur sehr selten, als schattiger Lichteffekt kommen sie jedoch sehr wohl vor. Eine mit Weiß aufgehellte Farbe wirkt hell und luftig. Die Wirkung einer Farbe wird immer vom Licht beeinflusst, das auf sie fällt. In der Sonne wirken Farben intensiver als im Schatten. Die Farben von Blüten und Blättern verändern sich je nach Standort und Lichteinfall. 

  • Rot und Orange: Diese Farben wirken energiegeladen, lebendig, warm und freundlich. Sie vermitteln Aufregung, Leidenschaft und Nähe. Optisch machen diese Farben Gartenräume kleiner und lauschiger. Rot und Orange heben sich gegen das neutrale Grün ab. Sie wirken am besten in der Sonne. Doch Vorsicht, zu viel von diesen Farben wirkt auf den Betrachter erdrückend.
  • Gelb: Diese Farbe ist sonnig und fröhlich. Die meisten Farbtönungen von Gelb sind warm. Sie passen gut zu Rot und Orange. Ein grünliches Gelb wirkt eher kühl und eignet sich für zarte Kombinationen mit Grün.
  • Blau: Die Farbe Blau gehört zu den kühlen Farbtönen und verbreitet Ruhe, Beschaulichkeit und Distanz. Blautöne lassen Gartenbereiche größer und offener erscheinen. Ein dunkles Blau ist sehr intensiv, hellere Töne wirken luftig.
  • Violett: Je nachdem, ob ein Violettton eher ins rote oder blaue Farbspektrum tendiert, hat der Farbton die Eigenschaften von roten oder blauen Farbtönen.
  • Grün: Diese Farbe kommt bei den Pflanzen am häufigsten vor. Sie vermittelt Ruhe, Frische und Fruchtbarkeit. Die Palette reicht von kühlem Blaugrün bis hin zu einem warmen Rot- oder Gelbgrün. 
  • Schwarz, Grau und Weiß: Schwarz und Grau absorbieren Licht und sind deshalb streng genommen keine Farben. Schwarz wirkt belebend, edel und glamourös, wenn es sparsam eingesetzt wird. Werden größere Flächen damit gestaltet, wirkt Schwarz sehr bedrückend. Weiß ist eine Mischung aus den reinen Lichtfarben. Es kommt in der Natur relativ häufig vor. Es vermittelt Reinheit und Harmonie, wirkt geräumig, kann aber auch kahl und öde sein, wenn zu viel davon verwendet wird.

 

Wie man Farben gekonnt einsetzt, um Harmonie oder Kontraste zu erzeugen, dafür gibt es viele Ansätze. Sie würden den Rahmen dieses Beitrags sprengen, weshalb ich später darauf zurückkommen werde.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.