Über mich & meine Leidenschaft für Gartendesign

Veröffentlicht am 15. August 2022 um 20:45
Gartendesign: Eine steinerne Treppe führt entlang von begrünten Beeten und vorbei an Felsen in ein schattiges Wäldchen. Was aussieht wie willkürlich gewachsen, ist von einem Gartendesigner kunstvoll arrangiert. (Foto: Vishwant P/Unsplash)

Schon als Kind habe ich viel Zeit draußen verbracht. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Wiesen und Äcker, der Spielplatz und nicht zuletzt die Gärten meiner Oma, der Freunde und Nachbarn waren für uns Kinder Abenteuerinseln. Wir kletterten auf Bäume, badeten im Bach und naschten Himbeeren direkt von den Sträuchern.

 

Die Möhren, die wir im Garten aus der Erde zogen, wuschen wir am Brunnen und bissen direkt hinein. Wir bauten provisorische Hütten aus Holzresten, lagen im Gras und beobachteten die Wolken. Ich kann mich noch gut an die weitläufige Wiese erinnern, auf der wir so viele Margeriten und Butterblumen pflückten, wie unsere nackten Arme fassen konnten. Aus Gänseblümchen flochten wir Armbänder und Haarkränze. Richtig frei fühlten wir uns auf der Schaukel, ganz so, als ob wir fliegen könnten. Auch in unserem eigenen Familiengarten spielten meine Brüder und ich. Und wir lernten, dass es harte Arbeit bedeutet, einen Garten zu bewirtschaften: Unkraut jäten, Kompost sieben, neue Beete anlegen, säen, Schnecken ablesen und die Ernte zu Marmelade, Saft und Einmachgut zu verarbeiten.

 

Naturnahes Gartendesign: Ein Mädchen im geblümten Sommerkleid läuft über eine Wiese.

Als Kind habe ich viel Zeit draußen verbracht, bin mit meinen Freunden durch Wiesen und Wälder gestreift und auf Bäume geklettert. (Foto: Renauld Confareux/Unsplash)

 

Als Blumenmädchen in Onkels Garten

Ein Foto aus Kindheitstagen zeigt mich im leichten Sommerkleid im Garten eines Onkels, als ich hingebungsvoll seine sauber geharkten Blumenrabatten mit einer kleinen Gießkanne wässere. So sahen in den 1980er Jahren viele Gärten aus: Genutzt wurden weder heimische, noch insektenfreundliche Pflanzen. Weder waren ihre Wurzeln mit Mulchmaterial geschützt, noch spendeten Bäume Schatten. Die Erde war nackt, aber immer frisch geharkt, was das Verdunsten von Wasser aus der Erde weiter förderte. Das machte sicherlich jede Menge Arbeit.

 

Doch mit dem, was man unter naturnahem und klimafreundlichem Gärtnern versteht, hatte das rein gar nichts zu tun. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: In einem Garten Lebensraum und Nahrung für Kleintiere, Vögel und Insekten zu bieten, ist keine Erfindung des aktuellen Jahrhunderts. Es war auch vor dem vielbeschriebenen Klimawandel schon wichtig mit statt gegen die Natur zu gärtnern. Ein Garten sollte resilient sein, also mit sich selbst zurechtkommen. Das betrifft die Pflanzenauswahl und die Wasserversorgung ebenso wie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Dünger oder Mulchmaterial.

 

Resiliente Gärten sind überlebensfähig

Ich erinnere mich, dass es in unserer Straße damals beispielsweise einen solch ökologisch wertvollen Garten gab. Darin wuchsen Blühsträucher, alte Obstbaumsorten, eine reich blühende Wiese anstelle eines kurzgehaltenen Rasens und es gab verschiedene Unterschlüpfe für Vögel, Wildbienen oder Fledermäuse. Nicht jeder hat diese "Unordnung" damals gerne gesehen, sondern den Wildwuchs als Faulheit der Gartenbesitzer abgetan. Und an dieser Einstellung hat sich bei vielen bis heute nichts geändert.

 

Ein rotbrauner Schmetterling sammelt an weißen Blüten Nektar. In einem naturnahen Garten fühlen sich Schmetterlinge, andere Insekten oder Vögel wohl. Sie sorgen dafür, dass sich Schädlinge nicht ausbreiten.

In einem naturnahen Garten fühlen sich Schmetterlinge, andere Insekten oder Vögel wohl. Sie sorgen dafür, dass Blüten bestäubt werden und sich Schädlinge nicht ausbreiten. (Foto: Erik Karits/Unsplash)

 

Plädoyer gegen Schottergärten

Auf die Spitze treiben es Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, die Gartenbereiche als Schotterbeete anlegen. Anders als in fachgerecht angelegten Steingärten nach alpinem Vorbild oder Präriebeeten, die vielen Insekten Nahrung bieten, sind Schottergärten oft nur spärlich oder gar nicht bepflanzt. Die Optik der Pflanzen, etwa Bambus, Rhododendren, Buchsbaum (Buxus sempervirens) oder Ahorn (Acer japonicum), steht im Vordergrund. Unterschlupf und Nahrung bieten diese Pflanzen kaum. Werden dann zur Bekämpfung ungebetener Pflänzchen sogar Pestizide eingesetzt werden, sind Fläche und Boden so gut wie tot.

 

Dem möchte ich entgegenwirken. Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, einen Garten zukunftsfähig zu gestalten. Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass der Garten alleine zurechtkommen. Dazu gehört beispielsweise auch, dass Bäume Schatten spenden, dass wir den Artenreichtum an Tieren fördern und dass wir möglichst wenig Zeit in die Pflege investieren müssen und unseren Garten stattdessen genießen können. Eine wesentliche Rolle spielt die Auswahl der Gewächse für einen Garten.

 

Falls du einen Schottergarten hast und ihn umgestalten möchtest, habe ich dir in einem Beitrag aufgeschrieben, welche Möglichkeiten du hast, ihn zurück zu bauen.

 

Eine von Ästen überdachte Terrasse im Schatten lädt zum Verweilen auch an heißen Sommertagen ein.

Eine von Ästen überdachte Terrasse im Schatten lädt auch an heißen Sommertagen zum Verweilen ein. (Foto: Robin Wersich/Unsplash)

 

Zukunftsfähige Gärten gestalten

Durch den Klimawandel wandelt sich auch das Angebot an Gehölzen, Stauden, Gräsern und all den anderen Pflanzen für unsere Gärten. Die Vielfalt wird durch die trockenheitsverträglichen Pflanzen nicht weniger, nur eben anders. Spannend wird es dann, wenn wir zusätzliche Bedingungen schaffen, um spezielle Standorte nachzuahmen, etwa eine Kiesgrube (nicht zu verwechseln mit dem "unkrautfreien" Schottergarten) oder ein Präriebeet.

 

Ich finde es faszinierend, dass sich die Natur dem Klimawandel längst angepasst hat. So gibt es beispielsweise in Deutschland seit Menschengedenken Regionen mit steinigen, wasserdurchlässigen und nährstoffarmen Böden, in denen die Vegetation mit ausgesprochen wenig Wasser auskommen muss und trotzdem eine riesige Vielfalt an Blütenfarben und Formen, Früchten und Blattstrukturen hervorbringt.

 

Oder wagen wir einen Blick nach Südeuropa: Im Mittelmeerraum gedeihen aromatische Kräuter wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Lavendel (Lavandula) oder Thymiansorten (Thymus) neben Oliven- (Olea europaea), Feigen- (Ficus carica) oder Orangenbäumen (Citrus sinensis). Nicht alle mediterranen Gewächse sind tatsächlich frosthart, aber Wein (Vitis viniferaoder einige Feigensorten können auch bei uns ohne Frostschutz überwintern. Das Angebot an blütenreichen Sorten reicht bis hin zu Pflanzen, die Wasser gut speichern und so langanhaltende Trockenperioden überdauern können, etwa Sedum-, Euphobia- und Allium-Arten.

 

Kletterrosen, Mauern aus Findlingen, Blühsträucher, Moos und Blumenwiese: Gartendesign sollte nicht nur gefallen und für die Menschen nützlich sein, sondern auch Lebens- und Nahrungsraum für heimische Wildtiere bieten.

Gartendesign sollte nicht nur gefallen und für die Menschen nützlich sein, sondern auch Lebens- und Nahrungsraum für heimische Wildtiere bieten. (Foto: Ulrike Langner/Unsplash)

 

Meine Gartengestaltung orientiert sich auch immer daran, dass nicht nur gefallen, sondern auch Lebens- und Nahrungsraum für heimische Wildtiere sind. Denn auch das ist ein wichtiger Aspekt der Zukunftsfähigkeit eines Gartens. Das können Bäume mit Früchten sein, die Vögel gerne fressen, oder heimische Wildstauden, deren Blüten Schmetterlinge und Wildbienen anlocken. 

 

Gartendesign: Inszenierung des Gartens

Jetzt aber genug des Lobes auf die Natur. Beim Gartendesign geht es in erster Linie weniger darum, die Natur einfach machen zu lassen. Sondern es geht darum, ihr ein individuelles Konzept für einen definierten Landschaftsraum überzustülpen. Je nachdem, welchen Gartenstil die Besitzerinnen und Besitzer wünschen und wie sie ihr Stück Grün nutzen möchten, wird der Garten künstlich gestaltet. Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede schöpferische Tätigkeit mit Hilfe von Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition der Menschen. 

 

Klingt alles sehr theoretisch. Im Wesentlichen fasziniert es mich, die Natur im privaten Raum so zu imitieren, dass ein Sehnsuchts- und Rückzugsort entsteht. Ich möchte der Natur mit meinen Gestaltungen so viel Freiraum lassen, wie möglich, aber gleichzeitig einen Garten so gestalten, dass er für das menschliche Empfinden harmonisch und wohltuend wirkt. Er darf mit allen Sinnen erkundet und erlebt werden. Und er darf sich jedes Jahr neu und anders präsentieren. Im Gartendesign wird nichts dem Zufall überlassen, auch wenn es so aussehen soll, als ob die Natur den Garten gestaltet hätte.

 

Und ja — auch das gehört bei mir dazu —, ich bin ein Kontrollfreak. Diese Eigenschaft macht auch vor meinem Garten nicht Halt. Wenn die Miniatur-Fetthennen, die laut Pflanzschild nur 15 Zentimeter hoch werden, plötzlich im Saft stehen und mir als drei Mal so hoch wachsen, dann müssen sie im Beet weiter nach hinten wandern, damit im Herbst auch die Kissenastern (Aster dumosusnoch zu sehen sind. Und wenn sich die Taglilien (Hemerocallisals gelb blühend herausstellen, statt (wie gekauft) große weiße Blüten haben, dann müssen auch sie umziehen, damit mein Farbkonzept nicht durcheinander gerät.

 

Aber keine Sorge, mein Garten ist groß genug, um mit vielen verschiedenen Farb- und Stilkombinationen zu experimentieren. Da findet sich für jedes Pflänzchen ein neuer Platz — im Zweifel grabe ich ein Stück Rasen um und lege ein neues Beet an. :-)

 

Beim Gartendesign wird nichts dem Zufall überlassen, auch wenn es so aussehen soll, als ob die Natur den Garten gestaltet hätte.

Beim Gartendesign wird nichts dem Zufall überlassen, auch wenn es so aussehen soll, als ob die Natur den Garten gestaltet hätte. In einem sonnigen Beet in meinem Garten wachsen unter anderem Gaura (Oenothera lindheimeri) neben Federgras (Nasella tenuissima), Lavendel (Lavandula), Astern (u.a. Aster amellus), weiß blühende Fetthennen (Sedum) und kleinblütiges Silberglöckchen (Heuchera micrantha). (Foto: Dorothea Fischer)

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