Extreme Unwetter: Wie wir den Garten schützen können

Veröffentlicht am 21. Juni 2024 um 20:00
Hitzeperioden und Unwetter, Trockenheit und Starkregen: Immer häufiger treten Wetterextreme auf, die Pflanzen, Tiere und Menschen stressen. (Foto: Evelyn Geissler/Unsplash)

Heute treffen die Folgen von Starkregen mehr oder weniger unvorhersehbar viele Menschen, die nicht unmittelbar an Gewässern leben, die sich der Gefahr von Überschwemmungen nicht bewusst sind. Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar durch extreme Wetterereignisse. Letztlich kann es wohl jeden von uns treffen. Was wir konkret dagegen tun können, habe ich zusammengefasst.

 

Erst vor wenigen Tagen hat es eine Gegend nur etwa 40 Kilometer entfernt von meinem Zuhause getroffen, letztes Jahr unseren Nachbarort. Auch bei Freunden hat ein Sturzbach den Garten weggespült – durch den Vorgarten ist das Wasser in einer rasenden Geschwindigkeit gerauscht, hat Pflanzen weggerissen und tiefe Gräben hinterlassen. Dann den Zaun unterspült, sämtliche Pflanzen und die Erde des Gemüsegartens weggeschwemmt. Auch im Keller stand das Wasser.

 

Es macht einen großen Unterschied, ob man Fotos und Videos von solchen Katastrophen sieht, oder den Ausmaßen selbst gegenüber steht. Sonst ist es dort relativ trocken, Regenwasser fließt durch die Kanalisation ab. Niemand hat je damit gerechnet, dass Regen dort solch ein Bild der Verwüstung anrichten kann. Ich denke, so geht es vielen Menschen. Früher schwollen Bäche und Flüsse langsam an, wenn es viel regnete. Wer nahe den Gewässern lebte, wusste sich zu helfen. Betroffene waren es schlichtweg gewohnt, Häuser ohne Keller zu bauen, den Eingang nach oben zu verlegen, ihr wichtiges Hab und Gut nicht im unteren Stockwerk zu lagern und genügend Vorräte für einige Tage zu haben. Großzügig angelegte Auen entlang der Flüsse sorgten dafür, dass das überschüssige Wasser im Boden versickern konnte.

 

Mit dem Kleinklima im eigenen Garten wirtschaften

Heute ist das anders. Extremwetterlagen werden häufiger – nicht nur Dürren, sondern auch Starkregen und Hagel. Sie stressen Pflanzen, Tiere und auch uns Gärtner. Zum Teil lassen sie sich vorhersagen, oftmals aber auch nicht. Dürresommer kennt man aus dem Süden, sie häufen sich in den letzten Jahren aber auch bei uns. Und selbst Pflanzen, die auf Grundwasser in tieferen Erdschichten angewiesen sind, leiden mit. Trockene Wälder, mickriger Mais und dürstender Rasen in den Gärten. Oft hilft häufiges Gießen nur kurzfristig.

 

Immer öfter kommt es aufgrund des Klimawandels zu Starkregen und Überschwemmungen. (Foto: Mika Baumeister/Unsplash)

Immer öfter kommt es aufgrund des Klimawandels zu Starkregen und Überschwemmungen. (Foto: Mika Baumeister/Unsplash)

 

Dass sich das Klima global verändert, ist eine Tatsache, aber eine, gegen die wir als Einzelpersonen kaum etwas tun können. Was wir aber tun können: Das Kleinklima im eigenen Garten, im Wohnviertel, im Ort verbessern. Forscher haben herausgefunden, dass es an heißen Sommertagen bis zu zehn Grad Celsius Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land gibt. Der Grund ist einfach, viele versiegelte Flächen und fehlende Windkanäle in dicht besiedelten Gebieten heizen die Luft auf und verhindern, dass kühlendes Wasser verdunsten kann. 

 

Schatten statt Schotter

Unter einem schattenspendenden Baum, vor einer grünen Hecke oder selbst auf einer blühenden Wiese sitzt man wesentlich angenehmer als auf einer Schotterfläche oder hinter einer Mauer aus kiesgefüllten Gabionen. Wenn du es ausprobiert hast, wirst sicherlich feststellen, dass ich Recht habe. Jetzt sagst du dir vielleicht: Alles schön und gut. Aber wie packe ich es an? Wie lässt sich mein Garten sinnvoll umstrukturieren, sodass die Bedürfnisse der Bewohner erfüllt werden und er gleichzeitig den sich verändernden Klimabedingungen anpasst? Welche Pflanzen haben Zukunft?

 

In meinem Blog findest du schon einige Anregungen zu speziellen Themen, etwa welche Möglichkeiten es gibt, einen Schottergarten zurück zu bauen, worauf du beim Kauf von Pflanzen achten solltest, wie man einen Waldgarten anlegt oder wie man einen Garten nachhaltig gestaltet. Im Beitrag "Gartengestaltung: Von der Bestandsaufnahme zum Traumgarten" habe ich dir zusammengefasst, auf was du bei der Planung achten solltest. Überlege dir, welche Flächen du entsiegeln kannst, wo noch Platz ist für Bäume und Sträucher und wo du Unkraut auch mal sprießen lassen kannst. So schaffst du ein Wohlfühlklima, gibst nützlichen Pflanz- und Tierarten ein Zuhause und trägst deinen Teil zu einem stabilen Klima bei.

 

Letztlich halte ich es für sehr wichtig, dass wir unsere Gärten als Ganzes betrachten. Misserfolge in der Ernte und im Wachstum gibt es immer wieder, dazu braucht es keinen Klimawandel. Ich finde es sehr spannend, gemeinsam mit meinem Garten und darin herrschenden Bedingungen zu experimentieren. Ich pflanze so viele Stauden und Bäume wie möglich. Und auch, wenn es meine fußballspielenden Jungs nicht gerne sehen, wird der Anteil an der Rasenfläche von Jahr zu Jahr kleiner.

 

Begrünte Dächer und Wände verlängern den Garten in die Vertikale und bringen zusätzliche Vorteile für das Kleinklima. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Kleine Tipps mit großer Wirkung

Gegen heftige Unwetter und lange Dürreperioden gibt es kein Allheilmittel und ganz verhindern kann man Schäden im Garten wohl nicht. Ich habe dir dennoch ein paar Tipps zusammengestellt, damit du das Schlimmste verhindern kannst.

 

Was tun gegen Sturm, Starkregen und Hagel?

  • Beete mit lehmiger Erde leicht erhöht und mit einem Rahmen anlegen, damit überschüssiges Wasser rasch abfließen kann.
  • Den Boden um sämtliche Gartenpflanzen herum mulchen, etwa mit Grasschnitt, Stroh oder Brennnesselblättern. Das schützt sowohl die Erde vor dem Austrocknen und bei Starkregen und Hagel vor dem Ausschlämmen der Beete. 
  • Über Jungpflanzen Kunststoffflaschen mit abgeschnittenem Boden und offenem Hals stülpen. Das wirkt wie ein Miniatur-Gewächshaus. Durch den offenen Flaschenhals wird es nicht so heiß, wenn die Sonne scheint, gleichzeitig schützt die Kunststoffhülle vor starken Niederschlägen. Umweltfreundlicher sind Pflanzglocken aus Glas (Chloches), die vor Frösten schützen sollen, aber auch Hagel, Starkregen und Schnecken abhalten.
  • Pflanzen stützen und anbinden: Bei Sturm und Regen ist es hilfreich, wenn hohe Stauden einen festen Halt haben. Als Stützen eignet sich alles, was der Garten hergibt, etwa Haselruten, Obstbaumzweige oder Bambusstäbe, aber auch ausgemusterte Besenstiele oder Baustahl-Reste.
  • Gemüsebeete mit Vlies und Folien schützen: Luftige Gewebe schützen vor Gemüsefliegen, Raupen, Schnecken und Vögeln, aber auch vor Hagelkörnern. Spannst du das Gewebe über Tunnelbögen, sind die Pflanzen darunter noch besser geschützt. 
  • Töpfe und Kübel mit Sommerblumen und Gemüsepflanzen rechtzeitig vor einem Unwetter unterstellen, um sie vor Starkregen, Wind und: Hagel zu schützen. Hilfreich sind Rollbretter, mit denen die schweren Gefäße leicht bewegt werden können.
  • Ist der Gartenboden gut gepflegt, ist er der beste Wasserspeicher, den du deinem Garten gönnen kannst. Das macht ein hoher Humusgehalt ebenso aus, wie eine dichte Besiedlung mit Regenwürmern. Wenn du deine Pflanzen mit gesammeltem Regenwasser gießt, tut das deinem Garten besser als Wasser aus der Leitung. Regenwasser ist weicher und für die Pflanzen deutlich verträglicher als das kalkhaltige Leitungswasser. 

 

Wie gegen Dürre trotzen?

  • Viele Obst- und Gemüsepflanzen brauchen regelmäßige Wassergaben, um zu wachsen. Gurken, Melonen oder Tomaten freuen sich über ein automatisiertes Bewässerungssystem. Poröse Schläuche oder Tropfer versorgen die Pflanzen regelmäßig mit Wasser. 
  • Richtig gießen: Wenn man seltener aber durchdringend wässert, bilden die Pflanzen Feinwurzeln in der Tiefe, anstatt nur an der Oberfläche. Grundsätzlich solltest du nur morgens oder abends gießen, auf keinen Fall während der Mittagshitze. Dann würde zu viel Wasser verdunsten. 
  • Wähle für deine Blumen- und Staudenbeete solche Pflanzen aus, die mit Hitze und Trockenheit zurecht kommen. Viele der klassischen Gartenpflanzen leiden zunehmend unter den immer heißer und trockener werdenden Sommern. Manche haben auch Eigenschaften, die ihnen helfen, sich gegen die extremen Witterungsverhältnisse zu wehren, etwa Knollen- und Zwiebelpflanzen, Sukkulenten, silberblättrige Stauden oder Gräser.
  • Pflanze klimaresistente Bäume, vor allem trockentolerante Gehölze.
  • Überlege dir, ob du deine Rasenfläche aufgibst, statt immer wieder zu gießen und dich doch über trockene Halme zu ärgern. Es gibt viele tolle Alternativen, die ebenfalls eine Fläche begrünen, aber wesentlich pflegeleichter sind und gleichzeitig auch die Insekten in deinem Garten erfreuen. Auf Pflanzen zu verzichten und Flächen mit Schotter zu versiegeln oder zu pflastern, ist allerdings keine Lösung. Das würde das Kleinklima aufheizen.

 

Wie das Mikroklima im Garten verbessern?

  • Durch eine geschickte Auswahl und Anordnung von Sträuchern und Gehölzen kann man im eigenen Garten eine Menge bewirken.
  • Wasserflächen bringen Feuchtigkeit in den Garten. Ob sie plätschern oder still da liegen, Wasser im Garten belebt die Umgebung und sorgt für Erfrischung. 
  • Hecken und Zäune schützen den Garten vor starken Winden.
  • Nachhaltige Elemente im Garten etablieren, etwa eine Benjes-Hecke, ein Sandbeet oder eine Trockenmauer.
  • Begrünte Dächer und Wände verlängern den Garten in die Vertikale und bringen zusätzliche Vorteile für das Kleinklima.
  • Möglichst auf versiegelte Flächen im Garten verzichten: Du kannst zum Beispiel Wege, Sitzplätze, Garageneinfahrten, Stellplätze und Mauern als organischen Teil des Gartens gestalten, etwa indem du in Fugen Polsterpflanzen und Bodendecker setzt, die mageren Boden lieben. Empfehlenswert sind etwa Bergsandglöckchen (Jasione montana), Echter Gamander (Teucrium chamaedrys), Große Braunelle (Prunella grandiflora), Heidenelke (Dianthus deltoides), Hornschotenklee (Lotus corniculatus), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Nickendes Leinkraut (Silene nutans), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre), Thymian (Thymus), Wundklee (Anthyllis vulneraria).

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