Klimawandel: Was geht das mich und meinen Garten an?

Veröffentlicht am 16. Juni 2024 um 09:00

Was geht mich das alles an? Die Frage ist provokant und einfach zu beantworten. Und dennoch gibt es viele Menschen, die diese Frage wohl mit "nichts" beantworten. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das nicht zu leugnen ist. Wir bekommen ihn und die Veränderungen, die er mit sich bringt, zu spüren.

 

Ich kann mich noch erinnern, dass wir schon in der Schule zu hören bekamen, dass der Regenwald abgeholzt werde und der Regen sauer sei. Was hat sich daran bis heute, 30 Jahre später, geändert? Die Klimaerwärmung ist vor allem in extremen Regionen zu spüren: Gletscher schmelzen, Wälder brennen, entlang des Äquators herrscht unerträgliche Hitze. Aber auch bei uns spielen sich dramatische Veränderungen ab. Und zwar nicht nur im Hochsommer, wenn es lange trocken ist, sondern durchweg in allen Jahreszeiten. Es wird zunehmend wärmer, die Art der Niederschläge verändern sich. Der Frühling ist insgesamt trockener. Eine feuchte Witterung, die für das Wachstum der Pflanzen so wichtig ist, bleibt oft aus. Regnet es dann doch mal, kommt das Wasser als Sturzregen vom Himmel, anstatt in gleichmäßigen Mengen. Der Übergang zwischen Winter und Frühjahr ist abrupt.

 

Unsere Verantwortung ernst nehmen

Im Sommer hingegen verwüsten Hagel und Starkregen ganze Gärten. Der Herbst entwickelt sich zur idealen Jahreszeit zum Pflanzen. Im Winter gibt es weniger Schnee, dennoch ist es feuchter. Doch das Wasser fließt schneller ab, anstatt langsam im Boden zu versickern und den Grundwasserspiegel anzureichern. Dabei ist Wasser das Lebenselixier schlechthin. Es wird immer wichtiger, denn es wird weniger. Dadurch, dass wir Menschen zunehmend Flächen versiegeln, nehmen wir in Kauf, dass weniger Wasser im Boden versickern kann. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen, in einem Garten sollte es so wenig wie möglich versiegelte Flächen geben.

 

Dazu gehören auch sogenannte Schottergärten. Sie sind keine Gärten, sondern Steinwüsten und schlecht für die Artenvielfalt und das Kleinklima. Kies- und Schotterflächen heizen sich im Sommer ebenso stark auf, wie mit Schotter gefüllte Gabionen. Sie strahlen die Hitze auch nachts ab. Sie produzieren keinen Sauerstoff. Dadurch wird es trockener, heißer und staubiger in Wohngebieten. Wie du einen Schottergarten zurück bauen kannst, erkläre ich dir hier.

 

Tomaten sind besonders resistent gegen Trockenheit. In Töpfen kultiviert, brauchen sie allerdings täglich eine Wassergabe. (Foto: Tom Jur/Unsplash)

Tomaten sind besonders resistent gegen Trockenheit. In Töpfen kultiviert, brauchen sie allerdings täglich eine Wassergabe. (Foto: Tom Jur/Unsplash)

 

Gewinner und Verlierer im Obst- und Gemüsegarten

Ich habe dir in meinem Blog schon einige Tipps zusammengestellt, wie du deinen Garten klimafit machen kannst. Und in Zukunft sollen noch einige Themen mehr dazukommen. Ein Anliegen habe ich noch, das ich an dieser Stelle loswerden möchte: Weil es immer wärmer wird, treiben zum Beispiel auch Obstbäumen früher aus. In diesem Jahr waren es gut drei Wochen. Und dann kamen Ende April die Nachtfröste und haben die Austriebe Weinstöcken, die Blütenansätze der Apfelbäume und die grünen Spitzen der Feigen zunichte gemacht. Andererseits ist die Saison länger, bis in den späten Herbst hinein können wir Gemüse im Freien anbauen.

 

Die althergebrachten Bauernregeln, etwa zu den Eisheiligen Mitte Mai, sind längst nicht mehr so verlässlich, wie noch vor ein paar Jahren. Die Gefahr von Trockenheit und Sturzfluten machen Gartenpläne unkalkulierbar. In manchen Jahren können wir problemlos hitzeverträgliche mediterrane Kulturen anbauen. In anderen Jahren würden die Wassermassen diese zunichte machen. Gute Erträge im Nutzgarten kannst du zukünftig nur durch eine ausreichend große Vielfalt sichern.

 

Du kannst die Pflanzen in deinem Garten stärken, indem du den Anteil an Humus erhöhst, und dadurch Kleinstlebewesen aktivierst. Der Boden wird aufgelockert und kann mehr Wasser speichern. (Foto: Markus Spiske/Unsplash)

 

Gemüse mit tiefwachsenden Wurzeln, mit denen sie ausreichend Wasser aus dem Boden holen können, trotzen besser Trockenheit. Das können zum Beispiel Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken oder Rettiche sein, aber auch knollenförmiges Gemüse (z.B. Kohlrabe, Rote Bete). Auch Tomaten sind besonders resistent gegen Trockenheit. In Töpfen kultiviert, brauchen sie allerdings täglich eine Wassergabe. Dafür kann man sie relativ einfach in Sicherheit bringen, wenn sich Starkregen und Hagel ankündigen. Mediterranes Obst und Gemüse (z.B. Aubergine, Kaki, Süßkartoffel, Granatapfel) ist ebenfalls an trockene Sommer gewöhnt. Wasserliebende und großflächige Pflanzen, etwa Salate, tun sich mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen schwer. 

 

Effizient und nachhaltig bewässern

Verfügbares Wasser, in erster Linie in Zisterne und Regentonne gesammeltes Wasser, sollte sinnvoll genutzt werden. Dazu gehört es meiner Meinung nach nicht, den Rasen zu wässern, sondern es für den Gemüseanbau zu verwenden. Am besten, du gießt nicht tagsüber bei großer Hitze, weil das Wasser sonst schnell wieder verdunstet. Wie du effizient und nachhaltig wässerst, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.

 

Zukünftig werden Pilze und Schädlinge eine größere Rolle spielen. Pilze treten vor allem dort auf, wo es feucht ist, Schädlinge werden durch anhaltende Trockenheit begünstigt, etwa weil sie dann leicht überwintern können und mehrere Generationen pro Jahr ausbilden. Du kannst deine Pflanzen stärken, indem du den Anteil an Humus in deinem Gartenboden erhöhst, und dadurch Kleinstlebewesen aktivierst. Der Boden wird aufgelockert und kann mehr Wasser speichern. Auch Mulchen wirkt dem Austrocknen des Gartenbodens entgegen.

 


Tipp zum Nachlesen: Projekt "GartenKlimA"

Zugegeben: Die Informationen in diesem Beitrag kratzen höchstens an der Oberfläche dessen, was über den Klimawandel bekannt ist. Forschungsergebnisse und andere wissenschaftliche Erkenntnisse gehen da viel mehr in die Tiefe. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich das Projekt "GartenKlimA" des Institut für Gartenbau (IGB) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und dem Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege. Es basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen und bietet spezifische Module zu den einzelnen besonders betroffenen Bereichen des Freizeitgartenbaus.

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