Paradies für Nützlinge: So sorgst du für Unterschlupf

Veröffentlicht am 5. Mai 2024 um 11:00
Mika Baumeister/Unsplash

Für viele Menschen sehen dunkle Ritzen, eine modrige feuchte Umgebung oder ein loser Steinhaufen nach Unordnung oder Unwirtlichkeit aus. Sie sind aber ein gern gesehener Lebensraum für viele Tiere. In diesem Beitrag erkläre ich dir, was du tun kannst, um Nützlingen in deinem Garten ein Zuhause zu bieten.

 

Heimische Tiere haben ihren Platz in der natürlichen Ordnung, egal ob sie bunt und hübsch anzusehen sind oder wir uns vielleicht sogar vor ihnen ekeln. Der Naturgarten funktioniert im Kreislauf, nichts wird verschwendet, alles ist nützlich. Umweltgifte und zu akribisch, vermeintlich gepflegte Gärten tragen dazu bei, dass die Anzahl an Insekten immer weiter zurückgeht. Darunter leiden auch größere Tiere bzw. Insektenfresser, etwa Spitzmäuse, Vögel oder Igel. Um dem etwas entgegenzusetzen, kannst du dich in die Lage der Tiere versetzen. Was fehlt ihnen zum Wohlfühlen in ihrem Lebens- und Nahrungsraum? Oft reichen schon kleine Veränderungen in der Gestaltung oder in der Pflege, um vielen Tierarten einen Gefallen zu tun.

 

1. Trockenmauer oder Steinhaufen bauen

Die Ritzen einer locker aufgeschichteten Trockenmauer sind willkommener Unterschlupf für Insekten und kleine Tiere. Ist kein Platz für eine solche Mauer im Garten, kann man alternativ auch einen Steinhaufen anlegen. (Foto: Mick Haupt/Unsplash)

 

Mit einer Trockenmauer kann man einen Garten optisch strukturieren oder kleinere Hänge befestigen. Anders als bei einer herkömmlichen Gartenmauer werden Natursteine lose aufeinandergeschichtet, also weder mit Mörtel verfugt, noch anderweitig "verklebt". So wird eine Natursteinmauer zum wichtigen Lebensraum für Gartentiere, insbesondere Insekten.

 

Viele Wildbienen-Arten, aber auch Hummeln und Wespen, nutzen die Ritzen als Unterschlupf. Gleichzeitig bietet ihnen eine insektenfreundlich bepflanzte Natursteinmauer ein gutes Nahrungsangebot. Erd- und Wechselkröten nutzen größere Mauerritzen gerne als Versteck. Für die selten gewordene Zauneidechse stellt eine Trockenmauer einen der wichtigsten Überlebensräume dar. In alten Natursteinmauern mit besonders großen Lücken kann man sogar Vögel nisten sehen.

 

Nicht immer gibt es in einem Garten Platz oder eine passende Stelle für eine solche Natursteinmauer. Gleiche Bedingungen schafft ein locker aufgeschichteter Steinhaufen. Diesen errichtet man am besten auf etwa 40 Zentimeter tiefer sandig-lehmiger Erde. Der Bereiche sollte mindestens einen Meter rundum sandig-lehmig sein.

 

Für beide Bauwerke gilt: Kümmere dich um die Sicherheit, bevor du beginnst, eine Mauer oder einen Steinhaufen aufzuschichten. Sie sollten nicht zu hoch werden, dass sie drohen einzustürzen und auch nicht ins Rutschen geraten, wenn man dagegen tritt. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Kinder den Garten nutzen.

 

2. Laub anhäufen

Igel fühlen sich im Herbst und Winter in einem aufgeschichteten Laubhaufen wohl. (Foto: Robin Wersich/Unsplash)

 

Besonders Igel fühlen sich in Laubhaufen unheimlich wohl. Dort findet er leckere Speisen, zum Beispiel Regenwürmer. Auch Schlangen, Blindschleichen oder Kröten schätzen die Wärmedämmung des Laubhaufens. Der muss übrigens nicht nur aus Laub bestehen. Auch Äste und Gras sind geeignet. Am besten, du schichtest sie an sonnigen und windgeschützten Stellen in deinem Garten. Auch halbschattige oder schattige Plätze, zum Beispiel vor einer Hecke, eignen sich sehr gut.

 

Wenn du bewusst einen Igel anlocken möchtest mit deinem Laubhaufen, solltest du den nicht in einer Senke platzieren. Dort sammelt sich Regenwasser, was der Igel nicht sonderlich mag. Bitte den Igel keinesfalls mit Milch füttern. Igel sind Fleischfresser. Im Handel gibt es spezielles Futter. Du kannst ihm zur Not aber auch Mehlwürmer, ungesalzenes Rührei oder Hunde- bzw. Katzen-Nassfutter geben. Ein Laubhaufen bietet auch Futter für Käfer, Asseln oder Würmer, die wiederum von Vögeln oder Igeln gefressen werden.

 

3. Totholz schichten

Einen gefällten Baum und Äste kann man im Garten einfach liegen lassen, damit ihn Käfer und ihre Larven besiedeln. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Totholz ist für die Natur sehr wertvoll. Abgestorbenes Holz, etwa ein stehen gelassener toter Baum, wird allein von mehr als 1400 Käferarten und ihren Larven besiedelt. Außerdem zimmert vielleicht ein Specht seine Höhle hinein, später bewohnen Kleiber, Stare oder Sperlinge die Höhle. Wildbienen bohren Gänge in dem Totholz und legen dort ihre Eier ab, Moose, Pilze und Bakterien besiedeln es und Ameisen, Schlupfwespen oder Glühwürmchen fühlen sich ebenfalls wohl. Ganz zu schweigen von dem Leben, das im Erdreich rund um die Wurzel des abgestorbenen Baumes tummelt.

 

Nicht jeder hat einen abgestorbenen Baum im Garten und möchte ihn stehen lassen. Eine Alternative ist es, einen Haufen aus Totholz anzulegen. Dazu kannst du dicke und dünne Äste verschiedener Baumarten, zusammen mit morschen Holz-Zaunpfählen, Baumstrünken und Wurzelstücken locker stapeln. So entstehen Hohlräume, in denen sich zum Beispiel Blindschleichen, Mäuse oder Zaunkönige wohl und sicher fühlen. Auch das Leben zahlreicher Käferarten ist zwingend an Totholz geknüpft, etwa das des Hirschkäfers. 30 heimische Ameisenarten bauen ihr Nest in oder mit Totholz.

 

Je vielfältiger das Material, das du auf den Haufen schichtest, desto mehr verschiedene Arten fühlen sich dort wohl. Du solltest darauf achten, dass das Holz unbehandelt ist und keine Nägel oder Schrauben herausstehen. Gegen Katzen hilft es, Brombeeren oder Rosen zu pflanzen, die den Totholzhaufen umranken. Die gleiche Funktion hat es auch, wenn du abgeschnittene Triebe von stacheligen Brombeeren oder Rosen auf und um den Haufen legst. Das aufgeschichtete Totholz verrottet mit der Zeit. Du kannst also gerne immer wieder Material nachschichten.

 

Eine besondere Art des Totholzhaufens ist die Benjeshecke. Um sie zu schichten, werden Holzpfosten parallel zueinander mit mindestens 50 Zentimeter Abstand in den Boden geschlagen. Je nachdem, wie lange die Hecke werden soll und wie lang die Äste sind, die aufgeschichtet werden sollen, schlägt man nach ein bis zwei Metern erneut Pfosten in die Erde. Dazwischen werden möglichst verschiedenartige Äste, gerne auch frisch geschnittene, horizontal aufgeschichtet. Vor allem Vögel suchen an der Benjeshecke nach Nahrung.

 

4. Bienen & Co. ein Zuhause bieten

Wildbienen und andere Insekten finden in Nisthilfen, wie etwa Insektenhotels, ein willkommenes Zuhause. (Foto: Azzedine Rouichi/Unsplash)

 

Wildbienen nisten gerne in hohlen Stängeln und Käferbohrgängen. Am einfachsten ist es, einen abgestorbenen Baum sich selbst zu überlassen. Das geht aber nur, wenn du einen solchen Baum auch in deinem Garten hast. Gibt es so einen in deinem Garten nicht, kannst du auch Kantholzsteher vertikal verankern oder die Stützen einer bestehenden Pergola anbohren. Wichtig ist es, die Löcher zur windabgewandten Seite anzulegen.

 

Du solltest unbedingt unbehandeltes Laubholz verwenden. Nadelholz ist zu harzreich. Zarte Insektenflügel könnten daran kleben bleiben. Die Löcher sollten einen Durchmesser von zwei bis neun Millimeter haben. Wenn du keinen scharfen Bohrer hast, musst du die Ränder unbedingt mit einer Lochfeile nachbearbeiten, damit die Insekten mit ihren Flügeln nicht an Holzsplittern hängen bleiben.

 

Im Handel kannst du auch fertige Insektenhotels kaufen. Achte darauf, dass es keine quer geschnittenen, splitterreichen Baumscheiben, Föhrenzapfen oder Steine enthält. Sinnvoll sind glatt abgeschnittene und gebündelte Schilf- oder Bambushalme. Auch ungebrannter Lehm, in den manche Insekten ihre Röhren graben können, ist wertvoll.

 

5. Verstecke für Ohrwürmer einrichten

Ein Tontopf, gefüllt mit Holzwolle und kopfüber aufgehängt, ist das ideale Versteck für Ohrwürmer. (Foto: Annie Spratt/Unsplash)

 

Verstecke für Ohrwürmer sind einfach zu bauen: Du stopfst Holzwolle in Tontöpfe, befestigst ein Gitter oder Maschendraht über der Öffnung und hängst den Topf kopfüber in einen Obstbaum. Wenn du keinen solchen in deinem Garten hast, kannst du den Topf auch auf einen Bambusstab oder eine Haselrute stülpen und ins Beet stecken. Über die Aufhängung sollte eine Verbindung zu einem Ast geschaffen sein, über den die Tierchen in ihr Versteck gelangen können.


Was du noch tun kannst:

Wasserelemente gehören ebenfalls in den Naturgarten. Sie bieten einer Vielzahl an Insekten und anderen Tieren Lebensraum und Nahrungsquelle. Wie du Wasser in deinen Garten integrieren kannst, habe ich dir in dem Beitrag "Miniteich, Bachlauf & See: 7 Ideen für Wasser im Naturgarten" zusammengefasst.

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