Blick über den Gartenzaun: Vlinderhof in Utrecht

Veröffentlicht am 6. September 2023 um 10:15
Im Sommer erfreuen die zahllosen Blüten der Scheinaster (Kalimeris incisa) auf dem Vlinderhof im Máximapark in Utrecht (Niederlande). Sie sind zumeist sehr trockenheitsresistent. (Foto: Dorothea Fischer)

Der Vlinderhof in Utrecht (Niederlande) nach den Plänen des Gartendesigners Piet Oudolf ist ein öffentliches Stück Grün im Máximapark. Vielleicht sollte man besser sagen, der Vlinderhof mit seinen Stauden- und Ziergräserbeeten ist ein Stück Bunt inmitten des grünen Parks. Denn die Kompositionen Oudolfs sind ein Pflanzenparadies, das zu jeder Jahreszeit seine Reize entfaltet.

 

"Ich möchte, dass sich die Leute im Garten verlieren."

Piet Oudolf

 

Der Niederländer Piet Oudolf (*1944) ist Gartenarchitekt und betreibt in Hummelo (NL) zusammen mit seiner Frau Anja eine Staudengärtnerei. Oudolfs radikale Ideen der Gartengestaltung sind international anerkannt und ausgezeichnet. Er gilt als Mitbegründer des Gartenstils "New Dutch Wave". Seine Kompositionen mit Stauden und Ziergräsern, wie er sie unter anderem im Máximapark in Utrecht verwirklichte, wirken spontan und wild, sind dabei das ganze Jahr hinweg hübsch anzusehen und pflegeleicht.

 

Scheinbar wilde Kompositionen mit Struktur

Oudolfs Idee dahinter, verschiedene sinnliche Erlebnisse zu schaffen, geht auf. In einem Interview sagte der Gartenarchitekt einmal, dass sich die Menschen in seinen Gärten verlieren sollen, statt einfach nur hindurchzulaufen. Und genauso habe ich mich bei meinem Besuch an einem Morgen Ende August dort gefühlt. Die Sonne stand noch tief am Himmel, versprach jedoch einen heißen Sommertag. Die kurz geschorenen Rasenpfade, die sich zwischen den Beeten durchschlängeln, waren noch feucht vom Tau.

 

Die Pflanzen, die Piet Oudolf auf dem Vlinderhof im Máximapark in Utrecht (Niederlande) kombinierte, sind in Blatt- und Blütenstrukturen aufeinander abgestimmt. 

Die Pflanzen, die Piet Oudolf auf dem Vlinderhof in Utrecht (Niederlande) kombinierte, sind in Blatt- und Blütenstrukturen aufeinander abgestimmt. (Foto: Dorothea Fischer)

 

 

Die "New Dutch Wave" nach Piet Oudolf

Die bepflanzten Bereiche zwischen den Rasenpfaden und von hohen Hecken umrahmt, laden zum Entdecken verschiedener Blatt- und Blütenstrukturen und überraschender Kompositionen in Form und Farbe ein. Sie sind gleichzeitig aufregend und wirken entspannend. Das empfinden die Einheimischen wohl genauso. Sie gehen dort spazieren oder nutzen die Grünflächen, die die Beete umgeben, für ihr morgendliches Krafttraining und Yoga-Sessions. 

 

Oudolf gilt als einer der Initiatoren des Gartenstils "New Dutch Wave". Den Gartengestaltern war die in den 1980er Jahren traditionelle Landschaftsgärtnerei zu dekorativ. Außerdem war sie arbeits- und ressourcenintensiv. Die Gartendesigner der "New Dutch Wave" plädierten für eine unkonventionelle Anordnung der eingesetzten Stauden, Gräser, Sträucher und Wiesenblumen.

 

Selbst wenn in Piet Oudolfs Anlage nichts oder nur wenig blüht, ist die Komposition wegen der Pflanzenstrukturen dennoch spannend. 

Selbst wenn in Piet Oudolfs Anlage nichts oder nur wenig blüht, ist die Komposition wegen der Pflanzenstrukturen dennoch spannend. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Oudolfs Gärten — egal ob in Utrecht, im Vitra-Garten in Weil am Rhein oder den US-amerikanischen Großstädten Chicago (Lurie Garden) oder New York (Highline Park, eine stillgelegte Hochbahntrasse) — sind Paradiese für Menschen und Insekten. Auch ein Feldhase hat meinen Weg auf dem Vlinderhof gekreuzt.

 

Es sind jedoch vor allem große Stadtpläne mit moderner Architektur, auf denen sich Piet Oudolfs Gärten als Kontrast am besten entfalten. In den Metropolen der Welt beleben Piet Oudolfs Gartendesigns die urbane Umwelt am Boden, auf und über den Dächern.

 

Mit jedem neuen Blickwinkel bietet sich in den Gartanlagen des Vlinderhofs im Máximapark in Utrecht  (Niederlande) eine neue Perspektive.

Mit jedem neuen Blickwinkel bietet sich in den Gartanlagen des Vlinderhofs im Máximapark in Utrecht  (Niederlande) eine neue Perspektive. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Immer neue Blickwinkel für immer neue Perspektiven 

Piet Oudolf hat auf dem Vlinderhof ein System aus kleinen Pfaden entwickelt, ohne gerade Linien, Sichtachsen und andere Fixpunkte, auf die sich die Konzentration lenkt. Besucherinnen und Besucher müssen um Hecken und Rundungen gehen, um unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Die verschiedenen Bepflanzungen der Bereiche sind von Oudolf durchkomponiert.

 

Alleine die Pflanzen und deren Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt der Anlage. Die akribische Planung sieht man seinen Gärten nicht an. Die Kompositionen wirken zwar wild, die Pflanzen sind jedoch keine wilden Sorten. Diese würden sich gegenseitig verdrängen, die von Oudolf gewollten Kompositionen wären bald nicht mehr als solche zu erkennen. 

 

Eben das macht Piet Oudolfs Stil aus: Scheinbar wilde Kombinationen an Stauden und Gräsern, deren Zusammenstellungen jedoch wohlüberlegt und aufeinander abgestimmt sind. Struktur und Form einer Pflanze sind für den Gartenarchitekten wichtiger als deren Farbe. Arbeits- und pflegeintensive Blumen, etwa Rosen, die nur kurze Zeit im Jahr blühen, findet man in Oudolfs Gärten nicht.

Mit einer Fahrt mit der Seilfähre über einen typisch Utrechter Kanal kann der Besuch auf dem Vlinderhof im Máximapark beginnen.

Ich bin am frühen Morgen, als die Sonne noch tief am Himmel stand, mit der Seilfähre über einen der für Utrecht typischen Kanäle zum Vlinderhof gefahren. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Mit der Seilfähre über den Kanal zum Vlinderhof

Bei meinem Besuch bin ich dem Tipp der Internetseite des Vlinderhofs gefolgt und habe im Alendorperweg in Utrecht geparkt. Von der Straße mitten im Wohngebiet geht ein schmaler, gepflasteter Weg ab. Nach einigen Metern endet er abrupt an einem Kanal, wie sie typisch für die niederländische Stadt ist; an der Seite einige wenige Stellplätze für Autos. Mit einer kleinen Seilfähre geht es über den schmalen Kanal. Am anderen Ufer beginnen hinter einer kleinen Kurve die Anlagen des Vlinderhofs. 

 


Den Máximapark in Utrecht durchziehen viele Wassermangel. Über sie führen viele verschiedene, teils kunstvoll gestaltete Brücken.

Den Máximapark in Utrecht durchziehen viele Wasserkanäle. Über sie führen verschiedene, teils kunstvoll gestaltete Brücken. (Foto: Dorothea Fischer)

 

Kurz vorgestellt: Vlinderhof im Máximapark in Utrecht

Der Vlinderhof im Utrechter Máximapark ist das ganze Jahr über für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die beste Zeit, um die Pracht des Vlinderhofs zu erleben, ist von Mai bis Oktober. Der Eintritt ist kostenlos. Auf der Internetseite des Vlinderhofs kann man geführte Touren durch die Anlage buchen.

 

Parken kann man auf Stellplätzen, die über den Alendorperweg 44, Utrecht (Niederlande) erreichbar sind. Mit etwas körperlichem Einsatz geht es mit der Seilfähre über den Kanal in den Máximapark. Weitere Parkplätze gibt es in der Nähe der Parkziatlaan 128. Von dort läuft man etwa einen Kilometer durch den Park bis zum Vlinderhof. Es empfiehlt sich, eine Karte des Parks herunterzuladen, um den Vlinderhof im Máximapark tatsächlich zu erreichen.

 

Übrigens ist auch der Rest des Utrechter Máximaparks sehenswert und eignet sich für einen ausgiebigen Spaziergang Grünen.

 


Impressionen vom Vlinderhof und dem Máximapark 

Impressionen aus dem Utrechter Máximapark und dem Vlinderhof. (alle Fotos: Dorothea Fischer)

 


Lesetipp:

In einem meiner Blogbeiträge habe ich meine liebsten Gartenbücher vorgestellt. Dazu gehört auch Piet Oudolfs Hauptwerk, das er zusammen mit Henk Gerritsen verfasst hat. Ein Muss für alle, die sich für naturalistische Gärten interessieren.


 

Dieser Beitrag enthält Empfehlungen aus Überzeugung und ist unbezahlte Werbung.

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Kommentare

Birgit
Vor einem Jahr

Hallo Thea,
Die Bilder sind wunderschön und dein Text hat mir viel Neues über Piet Oudolf verraten, obwohl ich schon einige Reportagen über Gärten, die er angelegt hat, gelesen habe.
Liebe Grüße
Birgit